8. Vorbereitungsspiel: Mighty Dogs vs EV Pegnitz 10.10.2025 um 20 Uhr


  • Schweinfurts Eishockey-Legende Sergej Waßmiller vor dem Saisonstart: „Ich kann Faulheit nicht leiden!“


    Als Trainer kehrte der 55-Jährige nach 16 Jahren zurück nach Schweinfurt. An diesem Sonntag starten die Mighty Dogs in die neue Saison der Eishockey-Bayernliga.
    Von Timo Pohlmann | 09.10.25, 04:05 Uhr


    Sergej Waßmiller bildet beim Eishockey-Bayernligisten ERV Schweinfurt mit Semjon Bär ein Trainerduo.


    Viele neue Gesichter prägen das Eishockey-Team des ERV Schweinfurt, das bislang ohne Niederlage durch die Vorbereitung auf die bevorstehende Bayernliga-Saison gekommen war. Egal, ob gegen Oberligist Höchstadt, Landesligist Haßfurt, Ligakonkurrent Amberg oder den amtierenden Regionalliga-Nord-Meister, die Harzer Falken aus Braunlage: Die Schweinfurter gewannen alle Testspiele. Und zwar dominant und überzeugend, woran man auch die Handschrift von Sergej Waßmiller erkannte, der von seinen Mannschaften erwartet, dass sie selbst agieren, anstatt zu reagieren. Mit Semjon Bär bildet der 55-Jährige – nach mehr als einem Jahrzehnt der Abwesenheit – seit diesem Sommer das neue Trainerduo bei den Mighty Dogs.

    Wie fühlt es sich an, zurück auf der Schweinfurter Bank zu sein?


    SERGEJ WASSMILLER: Schön. Es ist ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein und vor unseren Zuschauern zu spielen. Es ist wichtig, dass sie kommen und die junge Mannschaft unterstützen, die mit viel Leidenschaft spielt.

    Was erinnert Sie beim ERV an frühere Zeiten und was hat sich während Ihrer Abwesenheit verändert?


    WASSMILLER: Was sich nicht verändert hat, ist die Bande. Die habe ich selbst noch mit aufgebaut. Geändert haben sich sicherlich die Spieler von heute. Man braucht als Trainer viel Geduld, muss viel reden. Damals hatten wir einfach zu funktionieren.


    16 Jahre waren Sie weg. Haben Sie die Entwicklung des Vereins in dieser Zeit verfolgt?


    WASSMILLER: Meine Familie hat immer in der Nähe gewohnt. Da bekommst du natürlich alles mit. Leider habe ich über lange Zeit mehr Negatives als Positives gehört. Daher ist es wichtig, den guten Ruf des ERV wiederherzustellen.


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    Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie diese Aufgabe angenommen haben?


    WASSMILLER: Meine Gespräche mit dem Vorstand. Wir haben frühzeitig klare Absprachen getroffen, wer wofür verantwortlich ist. Wir wollen Strukturen im Verein schaffen, die sportlichen Erfolg möglich machen. Wichtig ist mir dabei, dass alle im Verein mit gegenseitigem Respekt agieren. Auch das Arbeiten an meinem Lebensmittelpunkt empfinde ich als Luxus. Meine Kinder wohnen beide in Würzburg. Meine Frau und ich sind direkt nach Schweinfurt gezogen. Es ist super, wenn man morgens zur Arbeit geht und für das Mittagessen kurz nach Hause fahren kann.

    Dem ERV Schweinfurt gelingt ein Coup: Sergej Waßmiller kehrt zum Eishockey-Bayernligisten zurück


    Ihr Sohn hat lange beim ERV in der Jugend gespielt. Ist er noch aktiv?


    WASSMILLER: Leider nein. Aber er ist und bleibt ein großer Eishockey-Fan. Er hat immer alle Spiele meiner Mannschaften gesehen und mich auch für die Pressekonferenzen regelrecht gecoacht. „Das musst du anders sagen“ oder „Nimm den Kaugummi raus“. Er ist Fan, aber ein sehr kritischer!


    Sie haben über die Jahre in Haßfurt, Bayreuth, Selb und Memmingen in verschiedenen Ligen erfolgreich gearbeitet. Wie haben Sie sich als Trainer in dieser Zeit verändert?


    WASSMILLER: Bei jeder Station veränderst du dich auch selbst ein bisschen. Insgesamt bin ich sicherlich ruhiger und gelassener geworden, weil man viele Situationen einfach schon mal erlebt hat. Was ich aber nach wie vor nicht leiden kann, sind Faulheit und die fehlende Bereitschaft, alles zu geben. Ich will sehen, dass meine Mannschaften nicht aufgeben. Jedes Spiel müssen wir so angehen, als sei es ein Finale.


    Wenn es gut lief, wurde beim ERV gerne mal ein Gang zurückgeschaltet. Wie lässt sich das ändern?


    WASSMILLER: Das Abgleiten in die Komfortzone ist das Schlimmste, was im Eishockey passieren kann. Daher ist es wichtig, auch im Training die Spannung immer hochzuhalten. Insgesamt ist es ein Prozess aus Fitness, Disziplin und Spielanalyse, der das verhindert.


    Auf vielen Stationen sind Sie mit Ihren Mannschaften aufgestiegen. Was haben Sie mit dem ERV vor?


    WASSMILLER: Wichtig ist es erst einmal, Strukturen zu schaffen, die sportlichen Erfolg überhaupt möglich machen. Wir möchten eine gute Mannschaft entwickeln, die stolz darauf ist, für den Verein zu spielen. Das müssen die Fans und die Sponsoren spüren. Ich bin kein Freund davon, einen bestimmten Platz als Ziel auszugeben. Wir wollen Spiel für Spiel angehen und einen Entwicklungsprozess starten. Ich sehe bei der Mannschaft ein gutes Fundament. Die einheimischen Spieler spielen eine gute Rolle, und die Zugänge von außen sind ebenfalls sehr vielversprechend.


    Was muss passieren, damit Sie am Ende der Saison von einer guten Runde sprechen können?


    WASSMILLER: Vor allem müssen wir gutes, attraktives Eishockey spielen und dadurch wieder mehr Zuschauer in den Icedome locken. Wenn wir und die Fans sehen, dass die Mannschaft immer alles gegeben hat, bin ich zufrieden.


    Sie bilden mit Semjon Bär ein Trainerduo. Was sind seine Stärken und wie ergänzen Sie sich mit ihm?


    WASSMILLER: Die Zusammenarbeit mit Semi ist in allen Bereichen hervorragend. Er bringt wahnsinnig viel positive Energie mit. Das ist für mich, aber auch für die Kabine wichtig. Umgekehrt kann er sicher auch von meiner Erfahrung profitieren und sich das eine oder andere abschauen.


    Von welchen Trainern haben Sie sich am meisten abgeschaut?


    WASSMILLER: Schwierige Frage. Sicher von meinen Trainern in Russland, die mich ausgebildet haben, bevor ich mit 23 Jahren nach Deutschland gekommen bin. In Schweinfurt sicherlich von Jari Pasanen, der nicht ohne Grund im Anschluss eine Trainerkarriere bis hinauf in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) gemacht hat und fünf Jahre lang die Iserlohn Roosters in der ersten Liga trainierte und heute die Starbulls Rosenheim in der DEL2 trainiert. Aber bei allen Vorbildern und Lehrgängen bildet sich jeder Trainer auch selbst aus und muss seine eigene Philosophie entwickeln.

    Verletzt ist nicht wenn es weh tut, Verletzt ist wenn was weghängt !

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